Freitag, 15. April 2011

Der gemeine Dauercamper Teil 4


4. Teil: Die Ankunft
Hat der Dauercamper zu Beginn des Wochenendes oder Urlaub sein Territorium erreicht spielt sich der Ablauf bei einigen folgendermaßen ab:
Sie laden gemeinsam das Auto aus, verstauen alles in Wohnwagen und Vorzelt, begutachten den Zustand ihres Platzes und entscheiden gemeinsam, was als nächstes unternommen wird. Ihre Nachbarn werden mit einem Winken, Zunicken und kurzem Gespräch begrüßt.
Dann gibt es aber noch die andere Seite, oft entdeckt bei Familien:
Der Rudelführer steigt aus dem Auto, öffnet den Kofferraum für sein Weibchen, sperrt sein Territorium auf und gewährt der Familie Einlass in Wohnwagen und Vorzelt.
Aufgrund der langen Fahrt, entschuldigt es sich und entschwindet zügig zum Toilettenhaus. Ein „Ich bin kurz pinkeln“ ist da meist die Begründung. Männchen, wie auch Weibchen wissen in diesem Moment, dass es nicht beim „nur pinkeln“ bleibt.
Unterdessen macht sich das Weibchen an die Arbeit: Sie räumt die vollgepackten Taschen aus dem Auto, schleppt die Lebensmittel ins Domizil, räumt diese in den Kühlschrank, beaufsichtigt die Kinder, lüftet im Wohnwagen durch, stellt die Gartenmöbel auf, trägt die Sitzpolster nach draußen, befreit den Gartentisch vom Blütenstaub, beaufsichtigt die Kinder, bereitet den Grill vor, deckt den Tisch, macht den Salat, beaufsichtigt die Kinder und fragt sich, ob ihr Mann ins Klo gefallen ist.
Sie schafft es nicht, ihre Stimmung konstant zu halten. Von Minute zu Minute, Stunde zu Stunde erhitzt sich diese zu immensen Temperaturgraden.
Hat die Frau nach etwa drei Stunden alle Hoffnung aufgegeben, ihren Mann jemals wieder zu Gesicht zu bekommen, kommt dieser torkelnd auf das Territorium. Typisch für Weibchen in dieser Situation, fängt sie an, ihren Mann zu tadeln.
Ein lallendes „Mensschhhh, wazz bissu heute wieder zickisch“ von sich gebend, lässt sich der Mann zufrieden auf seinen Platz nieder und erfreut sich an seiner Idee, mit der Familie zusammen zu sein.
Unterbrochen von vereinzelten „Lockrufen des Brüllkäfers.“

Mittwoch, 13. April 2011

Der gemeine Dauercamper Teil 3



3Teil: Integration in die Gruppe
Zu Beginn, aber auch während der laufenden Campingsaison stoßen immer wieder neue Arten dazu. Als „Neu-Camper“ beginnen sie ihr Dasein im Reich des Campingplatzes.
Haben sie sich ihr künftiges Territorium ausgesucht oder wurde ihnen vom obersten Platzwart eins zugeteilt, beginnen sie wie emsige Ameisen zu arbeiten. Hindernisse wie Bäumchen, Büsche, Steine und Beete werden von einer Seite zur anderen transportiert.
Hier verdeutlichen sich die ersten Anzeichen für ihre spätere Camper-Rasse.
Sobald der Wohnwagen in Richtung des neuen Terrain gerollt wird, beginnt für den „Neu-Camper“ ein beeindruckendes Schauspiel: Aus allen Plätzen kommen sie: die Hilfsbereiten, die Neunmalklugen und die Gaffer.
Teilweise stellen sie sich nicht vor. Sie packen sich die nächste freie Stelle am Wohnwagen. Mit kurzen Kommandos wird der neue Unterschlupf auf seinen vorgesehenen Platz gerollt.
Momente, in denen der Neu Camper denkt, es würde nicht passen, werden schnell durch hin und herschieben zunichte gemacht. Nicht lange und der Unterschlupf steht.
Ist alles überstanden, lassen sich die verschwitzten Helfer nieder und zeigen sich durch Worte und Gesten gegenseitig Anerkennung für ihre tolle Arbeit.
Wenn der Neu Camper jetzt noch eine Kiste Bier in die durstige Menge stellt, hat er den ersten Schritt der Integration bestanden.
Unter Ploppen der Bierflaschen finden alle die Zeit, sich einander vorzustellen.
Unterbrochen von vereinzelten „Lockrufen des Brüllkäfers.“

Dienstag, 5. April 2011

Der gemeine Dauercamper Teil 2

2.Teil: Installationsarbeiten
Hat der gemeine Dauercamper die Reinigungsarbeiten in Wohnwagen, Vorzelt und auf dem Platz erledigt und das Bedürfnis nach Klatsch und Tratsch befriedigt, geht es zur nächsten Phase: Kontrollieren und installieren der Elektrogeräte.
Diese Phase ist für den Dauercamper äußerst wichtig und entscheidend für die Dauer des Aufenthaltes.
So mancher Dauercamper hat ein Wochenende ohne TV und nur mit seinem Partner nicht überstanden.
Das Weibchen wird vor den Laufenden Fernseher gesetzt. Gebannt beobachtet es den Bildschirm und scheint wie Aschenputtel die schwarzen von den weißen Punkten auseinander halten zu wollen.
Während das Männchen sich draußen an die für ihn zu hohe Satellitenschüssel stellt und mit größtem Feingefühl die Schüssel bewegt.
Sobald das Weibchen mit vor Ekstase quiekenden Lauten beginnt, weil sich das Bild verändert, startet das Schauspiel. Mit rasender Geschwindigkeit versammeln sich weitere gemeine Dauercamper und beginnen, mit Kommentaren von Nutzen zu sein.
Einige beobachten aus der Ferne.
Wir werden Zeuge folgenden Naturschauspiels:
„Ja!“
„Was ja?“
„Bild ist da!…. Wieder weg!... Halt! Jetzt ist gut!“
„Hä?“
„Ist gut!“
„Noch ein Stück?“
„Nein ist gut!.... Ne jetzt nicht mehr!“
„Ja was denn nun?“
„Oh ja, ja, lass so…. ne wieder zu weit!“
Experten sprechen von Aktdauern mit bis zu 2 Stunden Länge.
Ist das Bild endlich zur vollsten Zufriedenheit eingestellt, hat das Weibchen sich die Tränen der letzten Beleidigungsrufe („Du bist echt zu blöd!“) des Männchens aus dem Gesicht gewischt und haben sich die letzten Beobachter in ihre Territorien zurück gezogen, kehrt Ruhe ein.
Männchen und Weibchen lassen sich erschöpft auf die Sitzpolster nieder. Die Fernbedienung wird wie eine Art Friedensangebot an das Männchen gereicht und voller Wohltat wird sich durch das abendliche Programm gezappt.
Unterbrochen von vereinzelten „Lockrufen des Brüllkäfers“.

Sonntag, 3. April 2011

Der gemeine Dauercamper Teil 1




Der gemeine Dauercamper

1. Teil: Saisonbeginn

Ist der letzte Schnee geschmolzen und die Sonne schickt wärmere Temperaturen auf die Erde, kommt er raus. Der gemeine Dauercamper.
Zu hunderten werden die über Winter verlassenen Campingplätze besucht und überall tummeln sich die geschäftigen Wesen.
Das Weibchen, mit Putzlappen, Staubtuch oder Gummihandschuhen bewaffnet, hat die Aufgabe der Innenreinigung.
Während sich das Männchen mit Harke im Garten mutig in den Kampf gegen das Laub stürzt und von innen Befehle erteilt bekommt.
Das ältere Weibchen, das oftmals unter gleichgesinnten über Rücken, Rheuma oder anderen Wehwehchen klagt, verrenkt sich nun wie ein Jungtier im Wohnwagen, um das hinterste Körnchen Staub zu beseitigen, das sich während des Winters angesammelt hat.
Um den letzten Mief aus dem Wohnwagen zu verbannen, werden alle Fenster aufgerissen. Ein Grund für die ältere Gattung, später über Schmerzen klagen zu können, weil man Zug bekommen hat.
Ist der gemeine Dauercamper der Ansicht, mit den Reinigungsarbeiten fertig zu sein, beginnt die nächste Phase: Außenstehende könnten denken, es diene der Paarung. Weit gefehlt: Austausch von Klatsch und Tratsch.
Egal ob mit Kinderwagen, Gehstock oder Laufwagen. Das Weibchen verlässt fast fluchtartig, mit den Worten „Ich bin mal kurz weg!“, das eigene Territorium und sucht zielstrebig nach anderen Tratschwilligen.
Dieser Austausch scheint für das ruhige Schlafen des Weibchens lebensnotwendig zu sein.
Da manch gemeiner Dauercamper oftmals während der Wintersaison verendet (Forscher haben bis heute noch nicht herausgefunden, ob es an der mangelnden Campingatmosphäre liegen könnte), gehört diese Info an Punkt eins der Tratschordnung.
Das Männchen hingegen verbringt die Austauschphase entspannter. Unter dem bereits aufgebauten Pavillon lässt er sich auf frisch geputzte Gartenmöbel nieder. Andere Männchen werden durch Ploppen von Kronkorken angelockt. So bleiben auch die Männchen selten alleine.
Und während die Unterhaltungen der weiblichen gemeinen Dauercamper sich wie Gänsegeschnatter anhört, ertönen aus den Bereichen der Männchen einsilbige Töne, unterbrochen vom „Lockruf der Brüllkäfer“.