Sonntag, 3. April 2011
Der gemeine Dauercamper Teil 1
Der gemeine Dauercamper
1. Teil: Saisonbeginn
Ist der letzte Schnee geschmolzen und die Sonne schickt wärmere Temperaturen auf die Erde, kommt er raus. Der gemeine Dauercamper.
Zu hunderten werden die über Winter verlassenen Campingplätze besucht und überall tummeln sich die geschäftigen Wesen.
Das Weibchen, mit Putzlappen, Staubtuch oder Gummihandschuhen bewaffnet, hat die Aufgabe der Innenreinigung.
Während sich das Männchen mit Harke im Garten mutig in den Kampf gegen das Laub stürzt und von innen Befehle erteilt bekommt.
Das ältere Weibchen, das oftmals unter gleichgesinnten über Rücken, Rheuma oder anderen Wehwehchen klagt, verrenkt sich nun wie ein Jungtier im Wohnwagen, um das hinterste Körnchen Staub zu beseitigen, das sich während des Winters angesammelt hat.
Um den letzten Mief aus dem Wohnwagen zu verbannen, werden alle Fenster aufgerissen. Ein Grund für die ältere Gattung, später über Schmerzen klagen zu können, weil man Zug bekommen hat.
Ist der gemeine Dauercamper der Ansicht, mit den Reinigungsarbeiten fertig zu sein, beginnt die nächste Phase: Außenstehende könnten denken, es diene der Paarung. Weit gefehlt: Austausch von Klatsch und Tratsch.
Egal ob mit Kinderwagen, Gehstock oder Laufwagen. Das Weibchen verlässt fast fluchtartig, mit den Worten „Ich bin mal kurz weg!“, das eigene Territorium und sucht zielstrebig nach anderen Tratschwilligen.
Dieser Austausch scheint für das ruhige Schlafen des Weibchens lebensnotwendig zu sein.
Da manch gemeiner Dauercamper oftmals während der Wintersaison verendet (Forscher haben bis heute noch nicht herausgefunden, ob es an der mangelnden Campingatmosphäre liegen könnte), gehört diese Info an Punkt eins der Tratschordnung.
Das Männchen hingegen verbringt die Austauschphase entspannter. Unter dem bereits aufgebauten Pavillon lässt er sich auf frisch geputzte Gartenmöbel nieder. Andere Männchen werden durch Ploppen von Kronkorken angelockt. So bleiben auch die Männchen selten alleine.
Und während die Unterhaltungen der weiblichen gemeinen Dauercamper sich wie Gänsegeschnatter anhört, ertönen aus den Bereichen der Männchen einsilbige Töne, unterbrochen vom „Lockruf der Brüllkäfer“.
Abonnieren
Kommentare zum Post (Atom)
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen