Mittwoch, 27. März 2013

Oster-Aktion: Osterfeuer


Wie schon beim 366 Tage Projekt im letzten Jahr, sind die von Euch vorgeschlagenen Worte gelb markiert.
Passend zu Ostern gibt es heute eine kleine Extra-Aktion. ;)

Ihr könnt jetzt, unter dieser Geschichte die Vorschläge für die nächste Geschichte abgeben. Genaue Infos zu diesem Projekt findet Ihr hier: Regeln

Viel Spaß beim Lesen der "Oster-Aktionsgeschichte" Geschichte.



Osterfeuer

"Das gibts doch nicht!", zischte Tanja zwischen zusammengebissenen Zähnen.
"Was ist los?" Ihre Mitbewohnerin Lena unterbrach ihr durchgehendes Schniefen und sie legte das Taschentuch kurz ab. Sie litt seit einer Woche unter einer dicken Erkältung und ernährte sich nur noch von Suppen und Hustensaft.
"Kannst du dich noch an die Party letztes Wochenende erinnern? Der Typ, der mich völlig dicht gelabert hatte?"
"Ja klar, wer würde den nicht vergessen?!" Lena lachte. Wieder schnaubte sie ins Taschentuch und warf es danach zu den hundert anderen in den Mülleimer.
"Und, was ist mit ihm?"
"Der hat mir grad ne Freundschaftsanfrage geschickt."
Sofort stand Lena neben Tanja am PC und blickte auf den Bildschirm.
"Woher hat er denn deinen vollen Namen?"
"Muss ich ihm wohl gesagt haben. Aber ich hätte nie gedacht, dass er sich den merkt. So voll, wie der war."
"Zeig mal, wie sieht der denn nüchtern aus?"
Tanja klickte seinen Namen an und kurz danach erschien seine Profilseite. Ein lautes, krächzendes Pfeifen entwich Lenas Mund.
"Wow, der sieht gar nicht mal so schlecht aus. Und, willst Du Dich mit ihm treffen?“
Tanja sah das freundliche Gesicht an, das ihr vom Foto links in der Ecke entgegen lächelte. Lena hatte recht, er sah wirklich gut aus. Hatte sie ihn so beiläufig wahrgenommen? Sie dachte  an den Abend zurück und sofort kam ihr wieder die Band in Erinnerung, die dort gespielt hatte und dafür sorgte, dass es sehr voll war. Dann kam ihr der Typ vor die Nase. Wie hieß er noch gleich? Sie schielte vom Foto rüber zum Namen. Tom.  Seine Anmache war plump und sie hatte ihm deutlich zu verstehen gegeben, dass sie kein Interesse hatte.
„Bitte, geb mir nur hundert Sekunden, um dir zu beweisen, dass ich in Zukunft hochaktuell für dich sein werde.“
Was für ein verrückter Typ, dachte sie da noch. Aber sie ließ sich auf eine Unterhaltung ein, an deren Inhalt sie sich jetzt gar nicht erinnern konnte. Tja, und hier saß sie nun: Mit einer Anfrage bei Facebook und einer Einladung zum Osterfeuer am Samstag.
„Geh hin!“, drängte Lena.
Tanja hätte sich lieber zuhause auf der Couch verschanzt, DVDs geguckt und  sich mental auf das Osterfrühstück bei ihren Eltern eingestellt. Stattdessen hörte sie sich selbst sagen: „Aber nur, wenn du mitkommst!“
„Klar!“, hustete Lena, „Bis Samstag werde ich bestimmt wieder fit sein.“
„Nagut.“
Tanja bestätigte die Freundschaftsanfrage und kurze Zeit später bekam sie eine Persönliche Mitteilung. Es war ein Liebesgedicht. Wunderschön geschrieben. Lena schmolz dahin, als sie ihr das vorlas, doch sie war sicher, dass es nicht von ihm persönlich war.
„Hat er bestimmt aus dem Internet.“
„Und wenn schon. Bei diesen warmen Worten würde ich ihn direkt in die nächste Besenkammer zerren.“
„Na du bist aber leicht zu haben.“
Tanja musste über das Verhalten ihrer Mitbewohnerin lachen. Sie überraschte sie immer wieder aufs Neue. Doch mehr war sie über sich selbst überrascht, dass sie dieser Einladung und dem Balzverhalten des für sie so fremden Mannes folgte.
Wie sollte das bloß enden?

 

Ostern rückte immer näher.  Emil konnte es kaum erwarten,  dass seine Mutter ihn und seinen Vater am Sonntag zum Brötchenholen schickte, damit sie Osterhase spielen konnte. Er wusste genau, dass seine Mutter der Osterhase war. Doch bis Sonntag waren noch drei Tage. Es fiel ihm wahnsinnig schwer, sich bis dahin zu gedulden.
„Mama, kann ich dir beim Einkaufen helfen?“
„Gute Idee, ich brauche noch ein wenig.“
Sie diktierte ihm die Lebensmittel, die er mit größter Sorgfalt auf den Zettel schrieb: Eierlikör, Mehl, Eier, Milch, Schokolade, eine DVD.
Monstersball?“
„Das ist ein Film für Papa“, erklärte ihm seine Mutter, „den wünscht er sich schon so lange.“
„Aber wieso schenkt der Osterhase Papa nicht den Film?“ Emil hörte mit Schreiben auf.
„Das ist wie beim Weihnachtsmann. Du weißt doch, dass wir für ihn auch ab und zu Geschenke besorgen müssen, weil er bei so vielen Kindern das alleine nicht schafft.“
Das war einleuchtend und Emil gab sich mit der Antwort zufrieden. Kurze Zeit später verließ er mit seiner Mutter das Haus. Draußen fiel Neuschnee und er freute sich über die vielen, durch die Luft tanzenden Flocken. Seine Mutter fluchte verhalten. Im Supermarkt folgte er brav seiner Mutter. Er durfte den Einkaufswagen schieben, während seine Mutter die Zutaten hineinstellte. Auf dem Wasa Knäckebrot entdeckte er einen Elefanten und las den dazugehörigen Text: Gutschein für ein Gratis Eintritts-Ticket.
„Mama, können wir da mal hin?“ Er zeigte auf die Verpackung und seine Mutter schaute sich die Werbung an.
„Ich werde mir das zuhause genauer ansehen. Hier auf der Verpackung kann ich leider nicht sehen, für welche Parks das gilt.“ Sie setzten ihren Einkauf fort.
„Antje! Schön dich zu sehen. Wie geht’s euch? Ist das Emil? Mensch bist du groß geworden.“
Ursula, eine Freundin seiner Eltern stand vor ihnen und wuschelte ihm durchs Haar. Emil verkniff sich einen Protest und blickte sich im Geschäft um. Nicht weit entfernt war die Zeitschriftenabteilung.
„Mama, darf ich zu den Zeitschriften und mir was aussuchen?“
„Ja ja, mach nur, aber komm gleich wieder.“
Seine Mutter war schon mitten im Gespräch vertieft. Schnurstracks steuerte er auf die Hefte zu und überflog sie. Das Micky Maus Magazin und Star Wars Heft hatte er schon. Filly, Wendy, Barbie. Bäh, lauter Mädchenmist. Er ging weiter am Regal entlang und entdeckte eine Vielzahl von Büchern. Das magische Baumhaus, las er. Davon gab es viele verschiedene Teile und ein Titel klang spannender, als der andere.
„Verschollen auf hoher See, das klingt gut!“ Er nahm sich das Buch und ging wieder zurück zu seiner Mutter, die noch immer angeregt mit Ursula sprach.
„… Tom wird auch da sein. Er hat letzte Woche ein Mädchen kennengelernt, die er mitbringen möchte. Du wirst Augen machen, wie er sich verändert hat. Sagen wir um achtzehn Uhr?“
„Ja, das klingt gut. Ich weiß zwar noch nicht, ob ich so kurzfristig einen Babysitter für Emil bekomme, aber wenn nicht, bringe ich ihn einfach mit.“
„Prima, ich freu mich. Ich werde Bernd Bescheid sagen. Der hat bestimmt eine Menge mit Deinem Mann zu erzählen.“
Emils Mutter schob den Einkaufswagen weiter und Ursula verschwand bald hinter dem nächsten Regal.
„Wohin gehen wir denn?“ fragte Emil.
„Ursula hat uns zu einem Osterfeuer eingeladen.“
„Aber ich dachte, Papa geht zur Pokerrunde?!“
Seine Mutter blieb abrupt stehen.
„Oh Mist, das hab ich ja völlig vergessen. Na dann gehe ich mit dir alleine dorthin.“
Grimmig folgte Emil ihr zur Kasse. Lieber würde er bei Papa zuhause bleiben.



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